No difference: AMESH WIJESEKERA

Bunter Auftakt in Nachwuchsfördershow von Mercedes-Benz Fashion Talents

Politisch relevant und völlig gleichberechtigt…

Goldene Hochzeit in Wildseide suggeriert Amesh Wijesekera

Goldene Hochzeit zum Finale. Subtil sendet Amesh Wijesekera mit dem goldenen Paaroutfit aus Wildseide auch politisch relevante Botschaften zum Thema Homosexualität, Diversität und Gleichheitsgebote – nicht nur in der Mode.

Amesh Wijesekera HW 2019-01-Foto:Susanne Beckmann
Amesh Wijesekera HW 2019-01-Foto: Susanne Beckmann

Das von Mercedes Benz geförderte Nachwuchstalent bildete den Auftakt der Fashion Week HW 2019 in Berlin. Eine schöne und erwähnenswerte Kollektion aus einem Mix von Strick, Stickereien und Seiden. „Traditionelle Handwerkskunst“ verbindet Amesh mit zeitgenössischem Design. Nennen wir es jung und farbenfroh, in den Details besonders.

Opulenz und Eleganz mal neu bewertet

Opulenz und Eleganz müssen heutzutage ganz neu definiert werden. Handgestrickte Wollpullover, mit fake fur assoziierten Applikationen und Krägen aus gefranstem Woll- und Seidenlurex, verleihen den Outfits eine lebendige Aura und eine neue urbane Opulenz. Eine Opulenz, die nicht von Glamour spricht und auch keinen Glamour verspricht. Wir müssen uns von der Opulenz, die Pelz einst suggerierte verabschieden. Die Welt dreht sich und ein Designer wie Amesh Wijesekera lässt Opulenz eben durch Seidenfäden in Form eines voluminösen Fadenkragens entstehen. Überformung eines Armdetails erinnert an Barock oder Keulenärmel.

Eleganz drückt sich nicht mehr durch abgestimmte Kombinationen, klare Linien und farbliche Zurückhaltung aus. Wir müssen neue Begriffe finden, um die neue Mode zu beschreiben und zu definieren. Es geht um Brüche, nicht um Harmonie. Mode ist doch ein Ausdruck unserer tiefsten Empfindungen. Und davon spricht Amesh Wijesekera ja auch, von Brüchen und Harmonie, von Emotionen. Sein Anliegen: „Technologie und Emotionen zusammenzubringen.“ Emotionen sind immer gleich definiert, Technologie ändert sich.

Unsere Geschichte ist das, was prägt

Die Modegeschichte ist dem jungen Designer ein Stilmittel – eben neu interpretiert. Da tauchen die 70er Jahre mit der Vorliebe zu Pullundern auf, wie auch Shorts aus den späten 2010ern, psychodelische Textilprints, Farbverläufe aus den 1970ern , Streetstyle und ausgefranste Saumoptik, geraffte Knopfleisten wieder aus dem Barock und so stellt man doch fest, der Junge weiß, was er tut. Er hat die Modegeschichte studiert und weiß sie in die heutige Zeit zu übersetzen.

Beachtung, denn das kombiniert der Srilankese mit seinen eigenen Traditionen. Wir leben doch in einem Zeitalter, in dem neue Kultur entsteht. Und wenn man sich die Kollektion genau betrachtet, dann ist sie mehr als aus einem jungen Kopf entstanden. Der junge Mann hat wirklich nachgedacht und zeichnet auf, wie unsere Welt heute funktioniert, woraus sie schöpft. Ein voller Topf ist da, aus dem man sich bedienen kann. Daraus entsteht ein Cross over und das so subtil, dass es fast nicht auffallen mag.

Dieser Stil aus Urban Fashion und geradliniger urbaner Eleganz, gepaart mit indischer Tradition basiert auf einem Mix traditioneller Web-und Stricktechniken mit Batik. Ihnen liegen oft Rottöne zugrunde. Sie vermögen vordergründig gar nicht so fulminant die Gemüter erregen aber genau diese Tiefgründigkeit, verpackt in eine dahin geworfene Beiläufigkeit, funktioniert perfekt und verspricht eine Zukunft über die Berliner Fashion Week hinaus.


Korsett, Nierenwärmer oder dekorativer Stilbruch von Amesh Wijesekera. Foto: Susanne Beckmann

Risse in der Optik. Ausgefranster Strickrock von Amesh Wijesekera. Foto: Susanne Beckmann

Kontroverse… Amesh Wijesekera. Foto: Susanne Beckmann
Amesh Wijesekera HW 2019-10-Foto-Susanne Beckmann

Psychodelisch oder irgendwie aus dem Universum inspiriert. Amesh Wijesekera. Foto: Susanne Beckmann
  Amesh Wijesekera. Foto Susanne Beckmann

Stilbruch durch Oberflächenasymmetrie. Amesh Wijesekera. Foto: Susanne Beckmann
  Amesh Wijesekera. Foto Susanne Beckmann

Barocke Anmutung. Amesh Wijesekera. Foto: Susanne Beckmann
Geschoppte Handstricksocken… und alles muss nicht so perfekt sein….


In Colombo wurde Amesh Wijesekera auf der Mercedes Benz Fashion Week entdeckt. Von da an wurde der Absolvent der Academy of Design Sri Lanka mit Awards ausgezeichnet und protegiert.

Edeline Lee, Zandra Rhodes und Future Laboratory dienten als Vorbilder und Lehrcoaches. Dies ebnete dem in London lebenden Designer den Weg zum Fashion Scout in London 2018 und schließlich seinem Debut in Berlin.

Text & Fotos: © Susanne Beckmann